Von der „Lack“ zum Löschweiher

Ein Besucher, der an heißen Sommertagen von der Hauptstraße in die Hochfelser Straße einbiegt, merkt sehr schnell, dass Hohenthann kein Dorf wie jedes andere ist: Ein Schwimmbad, mitten im Ort, wo sich im Sommer Kinder und Eltern, Jugendliche und auch Erwachsene treffen, um zu schwimmen, zu plantschen, zu ratschen und diskutieren, zusammen zu sein und einfach Spaß zu haben – das hat wirklich nicht jedes Dorf!

Doch die wenigsten derer, die das Freizeitvergnügen begeistert in Anspruch nehmen, wissen etwas von seiner Geschichte oder gar von der Arbeit, die die Pflege eines solchen als Schwimmbad genutzten Wasserbeckens mit sich bringt.

Nur die älteren einheimischen Hohenthanner erinnern sich noch an die „Lack“, den natürlichen Weiher, der ehemals gegenüber dem Wagneranwesen (heute Schreinerei Huber) an der Ecke zur Hauptstraße sauberes und auch weniger sauberes Wasser aus dem Ort auffing.

„Lack“

Ein von Weiden umwachsenes Biotop, in dem sich Enten und Frösche, aber im Sommer auch bereits die Hohenthanner Kinder tummelten, und der im Brandfall als Löschwasserreservoir diente. Als wegen der Neuanlage von Wasserabflussgräben im Dorf das Fassungsvermögen des Weihers nicht mehr ausreichte, sollte zunächst ein mit einer Betondecke geschlossenes künstliches Auffangbecken gebaut werden – ein Bauvorhaben, gegen das sich aber Widerstand bei den Hohenthannern regte: Wegen der Vögel, erinnert sich Josef Huber sen., sei man gegen einen „Wasserbunker“ gewesen, denn die Vögel bräuchten doch eine offene Wasserfläche.

Die Naturschützer setzten sich durch und so wurde schließlich 1960 mit dem Bau des offenen Löschweihers begonnen. Bauer Greithaner vom Lackermeieranwesen stellte den Grund zur Verfügung und die Gemeinde half bei der Finanzierung des Bauvorhabens. Doch gebaut haben den Löschweiher schon damals die Hohenthanner selbst. Unter Schuhmachermeister Philipp Kipfelsberger, der als „Kapo“ fungierte, kamen Tag für Tag Freiwillige aus dem Ort an der Baustelle zusammen und hoben in mühsamer Knochenarbeit das Becken aus, unterstützt lediglich von ein paar Bulldogs, die den Kies fürs Fundament in die Grube zogen und Erde abtransportierten.

Und es waren nicht nur Männer, die hier in Eigenregie ihren Löschweiher bauten. Wie alte Fotos beweisen, legten bei den Erd- und Betonarbeiten insbesondere die Hohenthanner Frauen tatkräftig Hand an, und so konnten gerade sie sehr stolz sein, als das Bauwerk 1961 eingeweiht wurde.

Das erste Löschbecken

Schon bald erwies sich der neue Löschweiher als beliebter Dorftreffpunkt: Im Winter kamen die Kinder zum Schlittschuhlaufen und die Männer zum Eisstockschießen, während sich im Sommer Kinder wie Erwachsene vergnügt im kühlen Nass tummelten. Und mit der früher am Löschweiher aufgestellten Bank verbindet so mancher Hohenthanner noch heute romantische Jugenderinnerungen.

Doch im Laufe der Zeit zeigten sich Baumängel: In der Betondecke bildeten sich Risse, durch die das Wasser absickerte, so dass sich zum Beispiel im Winter das Eis mit der Zeit schüsselförmig durchbog – was insbesondere die Stockschützen vor besondere Herausforderungen stellte! So musste schließlich das Becken im Jahr 2000 saniert werden, was traditionsgemäß wieder in Eigenleistung der Dorfgemeinschaft geschah.

Diesmal war es Hans Wachter, der als Ortssprecher den Bau leitete. Zahlreiche Spenden der Einwohner deckten zusammen mit der finanziellen Unterstützung durch die Gemeinde die Kosten ab. Ingbert Mangerig, Professor für Betonbau an der Bundeswehrhochschule Neubiberg und seit ein paar Jahren wohnhaft im Oberfeld, lieferte kostenlos die statische Planung. Zahlreiche freiwillige Arbeitskräfte aus Hohenthann opferten wieder einen Teil ihrer Freizeit und gruben, verschalten, betonierten, strichen, pflasterten, installierten, umzäunten und begrünten, bis die Anlage in ihrer jetzigen Form fertig war.

Unser „Löschi“

Seither badet es sich im Sommer nochmal so schön und endlich haben mit der großen Treppe auch die Kleinen eine bequeme Einstiegszone ins kühle Nass.

Wie schon das alte Löschbecken, so besitzt auch das neue keine Umwälzanlage. Das heißt das Becken muss, wenn das Wasser zu sehr verschmutzt ist, abgelassen, gereinigt und wieder neu befüllt werden. Pro Saison ist dies rund dreimal der Fall. Die Reinigung wird seit jeher ebenfalls von freiwilligen Helfern geleistet. Die altbewährten einheimischen Kräfte sähen es dabei durchaus nicht ungern, wenn sie hierbei in Zukunft auch von den neu zugezogenen Hohenthannern unterstützt würden: Je mehr Hände mit anpacken, umso leichter und schneller geht’s natürlich. Schließlich nutzen ja auch alle die Vorteile des Löschweihers, und gerade bei der gemeinsamen Arbeit wächst auch die Dorfgemeinschaft mehr zusammen. Die Termine für die Reinigungsaktionen, die meist vor angekündigten Schönwetterperioden liegen, werden kurzfristig per E-Mail bekannt gegeben. Empfohlene Kleidung: Gummistiefel und alte Klamotten, denn hier geht’s nicht um Büroarbeit!